Abfallvermeidung

Abfallvermeidung durch soziale Innovationen spielt eine entscheidende Rolle in der Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft. Soziale Innovationen in diesem Bereich befassen sich mit der Entwicklung neuer Konzepte und Praktiken, die darauf abzielen, die Entstehung von Abfall grundlegend zu vermindern. Dabei geht es um innovative Ansätze, die sowohl in der Gestaltung umweltfreundlicher Produkte als auch in der Förderung eines bewussteren Konsumverhaltens Anwendung finden. Diese Thematikwurde intensiv im Rahmen des SINA-Vorhabens behandelt, welches die Bedeutungsozialer Innovationen für die Abfallvermeidung hervorhebt und deren Potenzial zurSchaffung einer ressourcenschonenden Gesellschaft unterstreicht. 

Soziale Innovationen im Bereich der Abfallvermeidung

Am Mittwoch, den 08. November 2023, fand im Besucher- und Informationszentrum des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUV) in Berlin der 5. SINA-Workshop statt. Der Fokus dieses Workshops lag auf „politischen und rechtlichen Weichenstellungen für Soziale Innovationen im Bereich der Abfallvermeidung“. Wie die vorangegangenen Workshops zu den Themen „Finanzierung und Förderung“, „Wirkungsmanagement“, „politische und rechtliche Weichenstellungen für Soziale Innovationen im ökologischen Bereich“ und „Teilen & Tauschen“, zielte auch dieser darauf ab, Handlungsempfehlungen zur Förderung und Unterstützung von Sozialen Innovationen zu entwickeln.

Der Tag begann mit einer Begrüßung durch Uwe Nestle vom BMUV und einer Einführung von Christina Jäger vom Yunus Environment Hub. Leonard Nima vom Studio Nima moderierte den Workshop. Ein Highlight der Veranstaltung war der Impulsvortrag von Dr. Elisabeth Süßbauer von der Technischen Universität Berlin, die eine soziologische Perspektive auf das Thema Abfallvermeidung einbrachte. Sie betonte, dass Abfallvermeidung, anders als Mülltrennung, kein homogenes Thema ist, sondern eine Vielzahl alltäglicher Praktiken wie Reparieren, Verkaufen und Mehrwegnutzung umfasst.

Der Workshop bot weiterhin wertvolle Einblicke in die täglichen Herausforderungen und Bedürfnisse der Sozialen Innovationen im Bereich Abfallvermeidung. Diese Herausforderungen wurden in einem zuvor geteilten Arbeitspapier erläutert:

Soziale Innovationen im Bereich Abfallvermeidung haben ähnliche strukturelle Probleme wie Soziale Innovationen in anderen Bereichen. Daher betrachten wir auch die Ergebnisse aus anderen Bereichen bei der Entwicklung und Konkretisierung von Handlungsempfehlungen für den Bereich Abfallvermeidung. Soziale Innovationen im Abfallbereich fügen sich in das jeweilige lokale Ökosystem ein, statt es zu zwingen, sich anzupassen. Mit ihren Lösungen fördern sie ein abfallvermeidendes Konsumverhalten. Je nachdem, zu welcher Kategorie eine Soziale Innovation gehört und in welcher Phase sich die Innovation befindet (Idee, Prototyp oder Scale-Up), sehen die Herausforderungen und die entsprechenden unterstützenden Praktiken unterschiedlich aus.

Im Bereich Abfallvermeidung lassen sich die Herausforderungen wie folgt einteilen:

Bildung und Verhaltensänderungen der Bürger*innen: Um Soziale Innovationen im Bereich Abfallvermeidung zu skalieren, braucht es eine Sensibilisierung der Bürger*innen für das Thema, um Verhaltensänderungen zu fördern. Permanente Verhaltensänderungen sind jedoch schwierig, da oft der Zugang zu einer abfallvermeidenden Infrastruktur fehlt.

Nutzer*innen-Akquise: Partizipative Geschäftsmodelle Sozialer Innovationen sind von hohen Akquisitions- und Bindungskosten geprägt. Individuelle Kundenbeziehungen sind zeit- und kostenintensiv.

Förderung: Soziale Innovationen werden systematisch bei Förderprogrammen benachteiligt. Die Vorstellung der „Nationalen Strategie für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen“ im September 2023 öffnete jedoch bestehende Förderprogramme für Soziale Innovationen. Dennoch sind Ausschreibungsprozesse oft unrealistisch und unflexible Auszahlungsmodalitäten erschweren die Projektumsetzung.

Strukturelle Hindernisse: Die Verantwortung für Abfallaufkommen wird oft den Haushalten zugeschrieben, während Potentiale zur Abfallvermeidung in Produktionsschritten ignoriert werden. Eine flexible, ganzheitliche Herangehensweise und die Betonung von Innovation und Technologie im Produktdesign sind notwendig.

Im Anschluss arbeiteten die Teilnehmer*innen aktiv im Round-Robin-Prinzip an der Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen und bauten auf den Ideen anderer Kleingruppen auf. Themen waren unter anderem der Kompetenzaufbau bei öffentlichen Vergabestellen zu Nachhaltigkeitskriterien, Kommunikationsmaßnahmen von städtischen und kommunalen Akteuren zur verbesserten Sichtbarkeit von Träger*innen Sozialer Innovationen und die Förderung der Vernetzung bei länderübergreifenden Beschaffungen auf EU-Ebene.

Dank an die Beitragenden

Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmer*innen für den inspirierenden und produktiven Workshop:

Georg Mildenberger von der Universität Heidelberg, Axel Kaiser vom Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft, Janne Witte von der Technischen Universität Berlin, Adrian Schlegel von der Hans Sauer Stiftung, Nicole Bendsen von der PREVENT Waste Alliance/GIZ, Elisabeth Süßbauer von der Technischen Universität Berlin, Kerstin Podere von der Deutschen Umwelthilfe, Felix Arnold vom Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft, Uwe Amrhein von der Röchling Stiftung, Katrin Oeding von Wildplastic, Karolin Dietrich von One-Five, Katharina Richter vom Unverpackt Laden Berlin, Véronique Kesseler von Sykell, Elisabeth Wohlfarth von Recup, Eva Wendt von Treu-Refill, Gina Rembe und Sandra Tomasevic von Project Together, sowie Uwe Nestle und Franziska Wolf vom BMUV.